Zum Auftakt der neuen Spielzeit am Stadttheater Bielefeld inszenierten [PRINZIP GONZO] Brechts "Arturo Ui" so zeitgemäß, dass es die Zuschauer unmittelbar packte. [...] Tim Tonndorf, der für die feinnervige Musik verantwortliche Robert Hartmann und ein zum grotesken Spiel wild entschlossenes Ensemble bieten Episches Theater mit seelisch-suggestiver Figurenzeichnung. [...] Erschütternd. Düster. Beklemmend. [...] Und auch wenn die sehr deutlich auf den Aufstieg Hitlers und bestimmte historische Ereignisse und Figuren bezogene Parabel sich nicht ohne weiteres auf heutige Verhältnisse übertragen ließ, schaffte die sensible, intelligente und mit scharfem Witz gewürzte Inszenierung doch den Zeitbezug. Das lag auch an dem starken Schlussbild, das ohne zu viel zu verraten, den Verfremdungseffekt des Epischen Theaters mit Aspekten der Bühnentechnik verwob und für eine diffuse Anspannung sorgte. 

Antje Doßmann in Neue Westfälische (10. September 2019)

Eine gefeierte Premiere – es gab eine großartige Ensembleleistung zu sehen [...] [Der Regisseur] ist dankenswerterweise der Versuchung widerstanden, per Holzhammer auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu verweisen. Die Figuren sind zum Teil grotesk überzeichnet, Tonndorf macht aus ihnen aber keine Karikaturen ihrer selbst, setzt klar auf Situationskomik und den Witz, den die Texte in Versform (auch) haben. [...] Und ja, "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" dauert mit Pause nahezu drei Stunden. Aber es lohnt sich.

Burgit Hörttrich im Westfalen-Blatt (10. September 2019)

Tonndorfs Inszenierungsgedanke funkt: Er sucht [...] die Gefahr nicht in dem, was in Führer-fokussierten Strukturen gefunden wird. Sondern in dem, was sich uns anschmiegt. Statt vor dem Monströsen zu mahnen, drängt er mit Anknüpfungspunkten an die Gegenwart seine Zuschauer, in politisch-polemischen Zeiten das Bekannte zu hinterfragen. [...] Gelungen ist es dem Stück, statt den Fokus auf einen politischen Diskurs zu lenken, einen kunsttheoretischen zu eröffnen. [...] Es sind diese "Metaszenen", die vor allem im ersten Teil des Stücks für viel Amüsement sorgen. Bis der atmosphärische Bruch erfolgt. [...] Konnte das Stück vorher mit Situationskomik und Wortwitz überzeugen, dominiert nun eine unheilvolle Stimmung, die mit steigender Brutalität wächst. [...] Der Applaus erfolgt zögerlich, steigt jedoch bis in die verdiente Standing Ovation für eine hervorragende Inszenierung.

Melanie Unger in Ultimo (Nr. 20/19)

[Das Theater Bielefeld] hat am Sonntag mit einer herausfordernden Interpretation von Bertolt Brechts "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" überrascht.

Dr. Silvana Kreyer, für die solche Herausforderungen wie "überzogene Maskerade", "überdrehte Spielweise" und Männer "in wechselnden Frauenrollen" leider zu viel waren, und die deshalb in klassisch journalistisch-professioneller Weise mit der rhetorischen Frage "Doch ist das genug?" endet, in Die Glocke (10. September 2019)

Tim Tonndorf hat erfreulicherweise begriffen, dass ein Theaterpublikum heute nicht zum x-ten Mal über die Schrecken der Nazi-Zeit aufgeklärt werden muss. Er konzentriert sich auf die zeitlose Frage, wie jeder selbst autokratische bis faschistoide Kräfte aufhalten könnte. [...] Das Premierenpublikum ließ sich von den spannenden Leistungen mitreißen und applaudierte am (schrecklichen) Ende lange.

Heidi Wiese in Westfälischer Anzeiger (14. September 2019)

Carmen Priego macht das ganz ausgezeichnet. [...] Hier wird aus diesem Hitler, aus diesem Popanz, jemand, der vernünftig argumentieren kann, und da bekommt das eine Gefährlichkeit, die auch in die Gegenwart weist.

Stefan Keim in WDR 5 Scala – Bühne (10. September 2019)
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